Lumbalpunktion und Liquor-Diagnostik
Gehirn und Rückenmark sind gut geschützt. Sie werden von den Hirnhäuten (Meningen) umhüllt und von einer klaren Flüssigkeit, dem Liquor cerebrospinalis, umspült. Der Liquor für das zentrale Nervensystem wird in den Ventrikeln des Gehirns gebildet. Die Liquorräume des Gehirns stehen auch in direkter Verbindung mit den das Rückenmark umgebenden Strukturen und der Liquor zirkuliert ständig. Seine Beschaffenheit gibt wichtige Hinweise auf neurologische Erkrankungen.
Die Lumbalpunktion stellt einen praktischen Weg dar, um Liquor zur Untersuchung zu gewinnen oder Medikamente direkt in den Wirbelkanal zu bringen. Dabei wird eine Punktion des Rückenmarkskanals im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule vorgenommen. Während der Abnahme kann zusätzlich der Druck im Liquorsystem gemessen werden. Untersuchungen des Liquors können Hinweise auf Erkrankungen des Nervensystems geben.
Wann wird eine Lumbalpunktion durchgeführt?
Eine Lumbalpunktion wird vorwiegend bei Verdacht auf folgende Erkrankungen durchgeführt:
Wie wird eine Lumbalpunktion durchgeführt?
Die Untersuchung wird in Lokalanästhesie im Sitzen oder in Seitenlage durchgeführt. Nach einer sorgfältigen Desinfektion wird mit einer feinen und langen Hohlnadel zwischen zwei Wirbeln der Lendenwirbelsäule in den Nervenwasserkanal punktiert. Dies erfolgt zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel weit unterhalb des Rückenmarkes, sodass dieses nicht verletzt werden kann.
Sobald Liquor aus der Nadel tropft, kann ein Steigrohr angeschlossen werden, um den Druck zu bestimmen. Danach wird eine geringe Menge Liquor abgenommen, bei bestimmten Erkrankungen, bei denen zu viel Liquor produziert wird, auch bis zu 50 ml. Anschliessend wird die Nadel entfernt und die Einstichstelle mit einem Pflaster versorgt. Im Anschluss daran sollte der Patient ca. 30 Minuten mit geradem Rücken liegen, danach kann er wieder nach Hause gehen.
Nebenwirkungen der Lumbalpunktion
Eine Lumbalpunktion ist im Allgemeinen nur wenig schmerzhaft und risikoarm. Gelegentlich kann es allerdings durch die Reizung von Nervenfasern im Rückenmarkskanal zu elektrisierenden Gefühlen in den Beinen kommen. Mit Entfernen der Nadel verschwinden auch die Beschwerden. Selten kann bei einer stark veränderten Wirbelsäule die Punktion schwierig sein.
Bei manchen Patienten treten nach einigen Stunden oder am Tag nach der Lumbalpunktion Kopfschmerzen und Übelkeit auf (postpunktionelles Syndrom). Ein durch die Liquor-Entnahme entstandener Unterdruck zeigt sich vor allem mit lageabhängigen Kopfschmerzen. In diesen Fällen hilft Bettruhe, ausreichend Flüssigkeits- und Koffeinzufuhr. In der Regel klingen diese Beschwerden rasch wieder ab.
Liquordiagnostik
Der Liquor wird im Labor auf die Anzahl der Zellen, Art der Zellen, Eiweissstoffe, Zucker, Bakterien und Pilze und je nach klinischer Fragestellung weitere Parameter hin untersucht. Normaler Liquor ist farblos und enthält nur wenige Zellbestandteile.
Wie lange dauert es, bis ein Liquor-Befund vorliegt?
Erste Resultate, die beispielsweise für die Diagnose einer akuten Hirnhautentzündung benötigt werden, erhält man spätestens einige Stunden nach der Untersuchung. Die Ergebnisse für einige speziellere Untersuchungen liegen jedoch erst nach einigen Tagen vor.
Lumbalpunktion wird meist bei Erkrankungen durchgeführt, bei denen in der Regel die pathologischen Erscheinungen im Liquor nachweisbar sind, wie bei Meningitis. Die Behandlung wird in einer bestimmten Position durchgeführt:
Dank dieser Haltung gibt es zwischen den Wirbeln genug Platz für das Einführen der Nadel.
Im Normalfall werden schwerere Folgen wie Blutungen oder gar Infektionen nach einer Lumbalpunktion so gut wie ausgeschlossen. Wenn die Lumbalpunktion ordnungsgemäß und mit Verwendung von atraumatischen Nadeln durchgeführt wird, dann besteht nur ein geringes Risiko von circa einem Prozent für den sogenannten postpunktionellen Kopfschmerz. Unter manchen Umständen kann das Risiko höher sein:
Dazu muss gesagt werden, dass der vorübergehende Kopfschmerz nach Lumbalpunktion lediglich in aufrechter Körperhaltung auftritt, und beim Liegen lässt der Schmerz nach. Häufig kann der Schmerz über mehrere Tage dauern, in seltenen Fällen auch über Wochen. Falls dazu weitere Beschwerden hinzukommen, dann tritt der Nervenwasser-Unterdrucksyndrom auf. Zu diesem Syndrom gehören:
Mit Schmerzmitteln gegen Kopfschmerzen nach Lumbalpunktion gibt es meist keinen Erfolg. Als gering wirksam erweisen sich Koffein und Theophyllin. Die wirksamste Methode gegen den postpunktionellen Kopfschmerz ist der Blutpatch. Hierbei verschließt der behandelnde Arzt mit mindestens 20 Milliliter Eigenblut des Patienten das durch die Punktion entstandene Liquorleck. In der Regel lässt der Kopfschmerz dann innerhalb einer halben Stunde nach. Es können zudem in manchen Fällen vorübergehende Schmerzempfindungen rund um die Stelle der Punktion mit Ausstrahlung in die Hüftregion auftreten.
In diesen Situationen sollte man eine Lumbalpunktion vermeiden: